Wir befinden uns in einem Raum an einer Tafel. Wir sind 100 Menschen, die sich kennen und mögen. Wir haben einen Grund zu feiern und wollen uns beschenken, uns bekochen, uns etwas Schönes weitergeben.
Zwischen meinem Gegenüber und mir verläuft über die ganze Tafel eine Eisenbahn-Schiene. Zwischen meinem Nachbarn und mir steht ein kleiner Racletteofen. Auf dem ganzen Tisch verteilt sind hübsche, leckere und manchmal auch ausgefallene Zutaten für ein erinnerungswürdiges Raclette-Fest: Da gibt es verschieden Käse und Gewürze, eingelegte Gemüse und Kräuter, Kerne und Saucen; aber auch Blumen zur Dekoration, Schablonen zum zierlichen Streuen der Gewürze und weisse Fähnchen an Zahnstochern für persönliche Botschaften und Wünsche.
Ausserdem: Ein Rednerpult mit direktem Funk zur Megafon-Lokomotive und eine Fernseh-Lokomotive, die SMS anzeigt.
Ich nehme mir also ein Raclette-Pfännchen vom Stapel und beginne mit meiner ersten Kreation.
Ich schreibe auf ein Fähnchen: „Danke für die Zeit mit dir.“, und stecke es in meine hübsche Kreation.
Mein Raclette-Pfännchen lege ich auf den Zug und schicke es auf die Reise. Es ist ein Geschenk an jemanden Unbestimmtes, der oder dem es besonders gefällt.
Das Band füllt sich mit Kreationen meiner Kolleginnen und Kollegen. Eine Raclette-Idee gefällt mir besonders gut: Roter Paprika-Käse, gelbes Kurkuma, grüne Oliven und frischer Ingwer-Hobel. Auf das Fähnchen hat jemand ein hübsches Einhorn gemalt. Das will ich haben! Schon brutzelt es in meinem Racletteofen. Wie lecker! „Wer hat das Einhorn kreiert?“, rufe ich über den Tisch. Susi war’s, sie sitzt 13 Plätze rechts von mir. Ich schicke ihr ein ebenso schönes Einhorn zurück und schreibe dazu: „Für Susi!“ Später trinke ich Prosecco mit ihr, wir sind die letzten, die gehen.
